09.10.2002

„Sicherheitspolitik in neuen Dimensionen”

Vortragene(r):

Aschot Manutscharjan

Dr.

Ort: Gemeindehaus „Schwarzer Ritter”, St. Fidelis, Sigmaringen

Afghanistan im Brennpunkt der Interessen

Sigmaringen (sz) - Die Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik, Sektion Sigmaringen, lud am Mittwoch zu einem Vortrag mit Dr. Aschot Manutscharjan über „Sicherheitspolitik in neuen Dimensionen - Afghanistan und Zentralasien im Schnittpunkt der Interessen”. Heute gibt es kein Zweifel mehr, dass Afghanistan und Zentralasien von enormen Interesse auch für Deutschland sind. Schon wegen der Bundeswehrsoldaten, die dort bei UNO-Friedensmission ISAF und im Kampfeinsatz der Soldaten des Kommando Spezialkräfte (KSK) sind. Ein Jahr vorher, vor dem 11. September 2001 wollte nicht nur Deutschland, sondern kaum ein Staat der Welt - vor allem USA - Afghanistan und die zentralasiatische Region auf der Liste der Prioritäten ihrer Politik stellen. Herr Schleyer von der Sektion Sigmaringen der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik e.V. (GfW) lud Dr. Aschot Manutscharjan aus Berlin zur Diskussion über die neue Rolle Zentralasiens in der Weltpolitik.

Vor 70 aufmerksamen Zuhörern im Gemeindehaus von St. Fidelis erzählte der international bekannte Experte über sein Treffen mit dem legendären afghanischen General Massud, der den 11. September prophezeite: „Wenn die Amerikaner die Taliban nicht bekämpfen, werden sie Terror nach Amerika bringen.” Zur Zeit erleben wir eine geopolitische Revolution in Zentralasien, sagte Manutscharjan. Seit 200 Jahren war es eine Einflusszone Russlands. Mit einigen Ausnahmen - Afghanistan. Jetzt sind die ehemaligen sowjetischen Republiken die USA und NATO Länder, darunter auch Deutschland mit Militäreinrichtungen präsent.

Ein Blick in die Zukunft verweigerte der Wissenschaftler nicht: „Wenn die Regierungen in Zentralasien weiter die politische Opposition unterdrücken, dann schließe ich nicht aus, dass die nächsten Terroranschläge auch dort uns erreichen können.” Was Afghanistan betrifft ging Manutscharjan hart mit der UNO ins Gericht: Sie solle den wirtschaftlichen Aufbau des Landes vorantreiben und nicht die Zahl der UNO-Mitarbeiter. Alle haben Geld für Afghanistan versprochen, Kabul hat aber kaum etwas bekommen. Der nächste Börgerkrieg mit Einmischung von Nachbarstaaten ist vorprogrammiert.

In angeregter Diskussion wurde auch die Rolle Chinas erörtert, die nach Aussage Manutscharjans eine potente Supermacht sei, die ‘noch’ nicht die entsprechende Feuerkraft habe, aber in diese Richtung arbeite. In einem kleinen Umtrunk wurde am Schluss der gelungenen Veranstaltung in weiteren Gesprächen das Thema vertieft.

Zeitungsbericht

Dr. Manutscharjan