04.04.2006

„Iranische Atombombe, dänische Karikaturen, islamischer Mob, deutsche Angst” - Vorabend des Krieges oder Kampf der Kulturen?

Vortragene(r):

Wolfgang J. Stützer

Ort: Gemeindehaus „Schwarzer Ritter”, St. Fidelis, Sigmaringen

„Wir sind mittendrin im Kampf der Kulturen.”

Sigmaringen - Mit dieser Analyse hat Wolfgang J. Stützer beim Vortrag vor der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik in Sigmaringen das aktuelle Verhältnis zwischen der islamischen Welt und Europa beschrieben. Stützer, Mitarbeiter verschiedener Stiftungen und freiberuflicher Berater und Dozent, bemängelt, dass die Europäer die Situation unterschätzen und dass die politischen Reaktionen unzureichend, uneinheitlich und unklar seien. Aber auch die Vereinten Nationen zeigten sich zunehmend unfähiger, die Rolle als Garant des friedlichen Miteinanders aktiv gegenüber aggressiven islamischen Nationen zu behaupten.

Die iranische Herausforderung

Offensichtliches Beispiel für diese Entwicklung ist die zögerliche Entgegnung auf die wiederholten Hasstiraden des iranischen Präsidenten gegenüber Israel, dessen Forderung, Israel von der Landkarte zu tilgen, außer verbalem Unverständnis keine konkreten Folgerungen nach sich gezogen habe. Dabei müsse man heute feststellen, dass der Bau der iranischen Atombombe nicht mehr zu stoppen sei. Es ginge jetzt aber dringend darum, zu verhindern, dass diese Waffe in die falschen Hände gerate. Doch Rücksichtnahme auf wirtschaftliche Interessen, Deutschland ist der grøßte Außenhandelspartner des Iran, und die Unfähigkeit, auch militärische Mittel in eine politische Antwortstrategie einzubeziehen, haben gerade in Deutschland zu Konfliktscheue und politischer Selbstbindung geführt. Beides behindere die Konfliktlösung.

Die Rolle der Religion

Während in Europa die Säkularisierung zunehmend in allen gesellschaftlichen und politischen Bereichen fortschreite, nähme die Bedeutung der Religion außerhalb Europas insbesondere in den islamischen Ländern rapide zu. Ein Beispiel für diese Analyse zeigte sich in den Massenprotesten gegen die Veröffentlichung der Mohamed Karikaturen, die gerade in den konservativen islamischen Staaten mit ungelösten inneren Problemen besonders heftig waren. Dort sei es den herrschenden politischen Klassen gelungen, über die Rekrutierung religiöser Emotionen den islamischen Mob auf die Straße zu bringen und weltweit politische Einflussnahme zu üben. Nicht nur emotionaler Druck sei dabei aufgebaut worden, sondern auch ganz konkrete Forderungen an die Politik seien formuliert worden. In diesem Zusammenhang erinnerte Stützer an die Aufforderung des früheren Vorsitzenden des Zentralrat der Muslime in Deutschland an die Bundesregierung, sࢴmtliche Schulbücher auf islamkritische Formulierungen überprüfen zu lassen.

Letztlich habe die Auseinandersetzung im Karikaturenstreit nicht nur dem Kampf gegen die Pressefreiheit gegolten, sondern richtete sich im Kern gegen die westliche Lebensweise und Kultur schlechthin. Hinter diesem Kampf der Kulturen stecke eine revolutionäre Dynamik, die in Deutschland nicht erkannt werde. In einem seit Jahren andauernden Verdrängungsprozess werden in der deutschen Öffentlichkeit neue Tabus geschaffen und wird die auch die in Nachbarstaaten karikierte ‘German Angst’ gefördert. Die Gettoisierung vieler Muslime schmälere die gesellschaftliche Einflussnahme und die erforderliche Integration und fördere aber auch gleichzeitig ein diffuses und von Verdächtigungen geprägtes Bild über die Ausländer. Nur durch die geistige Auseinandersetzung auf einer breiten gesellschaftlichen Basis und die Rückbesinnung auf die Kernwerte westlicher Kultur können Maßstäbe für den eigenen Umgang mit Muslimen einerseits geschaffen, andererseits aber auch als Ziele für die Integration definiert werden.

Zeitungsbericht

Herr Stützer Vortrag 1 Auditorium 1
Auditorium 2 Vortrag 2 Vortrag 3
Auditorium 3 Vortrag 4