12.09.2007

„Migration - eine Lebensbedingung des 21. Jahrhunderts”

Vortragene(r):

Nikolaus Schmeja

Oberst a.D.

Ort: Offizierheim, Graf-Stauffenberg-Kaserne, Sigmaringen

Völkerwanderung im 21. Jahrhundert

Sigmaringen - Weltweit schätzt man, dass über 191 Millionen Menschen ihre Geburtsländer verlassen und sich in Fremdstaaten niedergelassen haben. Zur deutschen Bevölkerung zählen derzeit über zwölf Prozent Menschen mit Migrantionshintergrund. In Stuttgart kommt jeder vierte Schüler aus einer Migrantenfamilie.

Mit diesen Fakten beschrieb Nikolaus Schmeja bei einem Vortrag vor der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik in Sigmaringen die aktuelle Lage der Migration. Dabei gibt es sowohl Gemeinsamkeiten als auch gravierende Unterschiede bei der Analyse der Situation. Als Migrationsbewegungen lassen sich eindeutig Süd-Nord und Ost-West Bewegungen feststellen, während der Migrationstrom in die USA überwiegend aus qualifizierten Einwanderern besteht, setzt er sich nach Europa vor allem aus unqualifizierten Menschen zusammen. Nahezu gleich groß mit über 20 Prozent ist der Anteil an Flüchtlingen in Asien und Afrika an den gesamten Wanderungsbewegungen, während in Europa lediglich fünf Prozent der Migranten den Flüchtlingsstatus beanspruchen. Das Thema Asylbewerber war im Gegensatz zu anderen Staaten gerade in Deutschland heftig umstritten. In den Jahren 1994 bis 2003 wurden hier fünf Millionen Anträge registriert, von denen 28 Prozent anerkannt oder mit einer längerfristigen Aufenthaltsgenehmigung beschieden wurden. Diese von den Staaten erfassten Zahlen geben die legale Migration wieder. Allein in Europa wird die illegale Migration jährlich auf vier Millionen geschätzt.

Die Gründe für diese Wanderungsbewegungen sind vielfältig. Aus Sicht der Betroffenen steht das zu erwartende persönliche Wohlergehen im Vordergrund, politische Gründe sind weniger ausschlaggebend. Aber auch veränderte Rahmenbedingungen, die durch die heutigen Kommunikationsmöglichkeiten bewusster werden, gewinnen als Hintergrundfaktoren zunehmende Bedeutung. Im Sog der wirtschaftlichen Globalisierung folgen Veränderungsprozesse, welche die allgemeine Bereitschaft zur Emigration fördern. Der Verlust nationalstaatlicher Bindungen, das zunehmende Auseinanderklaffen von Arm und Reich und von Sicher und Unsicher sowie der Souveränitätstransfer an multinationale Organisationen wie die Europäische Union fördern diese Bereitschaft ebenso wie Verteilungsprobleme bei Ressourcenknappheit und das Entstehen sogenannter "failing states", Staaten, die durch Korruption, Misswirtschaft und undemokratische Entwicklungen ihre Glaubwürdigkeit bei der eigenen Bevölkerung verloren haben. Schmeja sieht deshalb keine Wende für die Zukunft. Die Migration wird mit steigender Tendenz ein globales Thema auch des 21. Jahrhunderts bleiben.

Bericht von Peter Wozniak

Oberst a.D. Schmeja Auditorium Vortrag