12.04.2008

„Nuklearmacht Iran” - Ein neuer Schrecken aus dem Nahen Osten?

Vortragene(r):

Udo Steinbach

Professor Dr. phil.

Ort: Soldatenheim, Stetten a.k.M.

Stetten a.k.M. - Keinen Zweifel an der Weiterentwicklung der zivilen Nutzung der Kernenergie im Iran hat der langjährige Leiter des Orientinstituts in Hamburg, Professor Dr. Udo Steinbach. Der Abschluss des Baus des Kernkraftwerks in Busher werde von allen politischen Kräften im Iran nicht in Frage gestellt. Mit der Unterschrift unter den Vertrag über die Nichtweiterverbreitung von Kernwaffen habe der Iran einen Rechtsanspruch auf zivile Nutzung von Kernenergie erworben, seine Umsetzung entspräche der allgemeinen Erwartung der Iraner auf Entwicklung der eigenen Souveränität und des Bewusstseins der Zugehörigkeit zu einer jahrtausendalten Kulturnation.

Steinbach sprach auf Einladung der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik sowie der Kreisgruppe Neckar-Alb des Reservistenverbandes. Mit seinen profunden und detaillierten Kenntnissen gelang es ihm, dieses vielschichtige Topthema des Nahen und Mittleren Ostens zu analysieren und die wenigen Wege für Teillösungen aufzuzeigen.

Politischer Stillstand

Die Chancen für politische Regelungen des Konflikts sind eher gering. Das Scheitern der amerikanischen Demokratisierungspolitik in der gesamten Region, das Auseinandertriften der Interessen der politischen Globalplayer wie USA, Russland, China und Europäische Union sowie die Erfahrung einer erfolgreichen Kriegsführung gegen Israel im Libanonkrieg im Jahre 2006 habe dazu geführt, dass die internationale Politik sich in einer Sackgasse befände. Die stillschweigende Akzeptanz einer Atommacht Israel durch den Westen und der amerikanisch-indische Atomdeal habe der internationalen Staatengemeinschaft die argumentative Einflussnahme entzogen. Gerade Deutschland hätte mit seinen traditionell guten Beziehungen zum Iran eine aktivere Rolle spielen können, was die Bundesregierung jedoch durch eine deutlich pro israelische Nahostpolitik verpasst habe. Für Steinbach ist somit der Weg Irans zu einer Nuklearmacht nicht mehr aufzuhalten und es stelle sich nunmehr die Frage, wie man damit umgehe.

Nah-Ost-Sicherheitskonferenz

Der Schlüssel liege mal wieder vorrangig bei den USA. Voraussetzung sei, den Iran als ernst genommenen Verhandlungspartner zu akzeptieren und in eine aktive Zusammenarbeit im Rahmen einer Konferenz füü Sicherheit und Zusammenarbeit im Nahen und Mittleren Osten einzubeziehen. Steinbach sieht dazu bei der Bushregierung jedoch keine Chancen. Gänzlich unvorhersehbar wären die Folgen eines immer wieder diskutierten israelischen Erstschlags gegen iranische Atomeinrichtungen. Steinbach, der die Entwicklung eher pessimistisch einschätzt, sieht die wesentliche Aufgabe für die Zukunft darin, zu verhindern, dass der Iran neben der zivilen auch die militärische Komponente nuklearer Fähigkeiten entwickelt. Die von ihm skizzierte Sicherheitskonferenz unter Einbeziehung auch des israelischen Potentials sei eine der wenigen Möglichkeiten.

Bericht von Peter Wozniak

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Gruppenbild Auditorium 2